Nachhaltigkeitscharta
Warum diese Charta?
Wir haben heute das Glück, über bessere materielle Voraussetzungen und mehr Komfort zu verfügen als alle Generationen vor uns. Diese auf den ersten Blick positive Situation führt jedoch weltweit zu einem grossen Druck auf die natürlichen Ressourcen. Parallel dazu stellen uns der demografische Wandel und gesellschaftliche Fragen vor grosse Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund haben die Vereinten Nationen die Agenda 2030 und ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) entwickelt. Damit sich unsere Gesellschaft weiterentwickeln kann, ohne die Kapazitäten unseres Planeten zu erschöpfen, geht es nun darum, nachhaltigere Konsum- und Produktionsmuster zu etablieren und zu fördern. Der Weg ist noch weit, aber die Bewegung ist im Gange.
Nachhaltigkeit ist heute auf allen Niveaus ein unumgängliches Thema, auch auf Gemeindeebene. Die Grundsätze einer fairen, sozial gerechten und ökologisch nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung müssen in die öffentliche Politik integriert werden. Dabei sind stets zwei Anforderungen abzuwägen: die ökologische Obergrenze, die den Belastungsgrenzen der Erde entspricht und die wir nicht überschreiten dürfen, und die soziale Untergrenze, die den Mindestbedürfnissen jedes Einzelnen entspricht. In diesem Gleichgewicht liegt ein theoretisch sicherer, gerechter Raum, in dem eine Kreislaufwirtschaft angesiedelt werden kann, die eine Zukunft ermöglicht, welche die Grundbedürfnisse der Bevölkerung befriedigt und gleichzeitig unsere Lebensgrundlagen bewahrt.
Und was bedeutet das für die Stadt Freiburg? Der Gemeinderat hat beschlossen, sein Legislaturprogramm 2021-2026 unter das Zeichen der nachhaltigen Entwicklung zu stellen. Auf diese Weise möchte er seine 2018 verabschiedete Vision teilen und sein Engagement dauerhaft sichern, indem er es in eine langfristige Dynamik einbettet, die den heutigen und zukünftigen Generationen dient. Dies stärkt seine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie, die präzise Ziele und konkrete Indikatoren enthält.Die Analyse dieser Indikatoren zeigt, welche der bisherigen Anstrengungen gefestigt und weitergeführt werden müssen.
Die vorliegende Nachhaltigkeitscharta ist eine zusammengefasste und vereinfachte Version der Strategie für nachhaltige Entwicklung der Stadt Freiburg. Sie richtet sich in erster Linie an die Mitarbeitenden der Stadt und ermöglicht es ihnen, die vom Gemeinderat eingeschlagene Richtung mitzutragen und sich in ihrem Handeln davon inspirieren zu lassen. Darüber hinaus hat sie das Ziel, als Vorbild über das Gemeindegebiet hinaus zu wirken und die verschiedenen Akteurinnen und Akteure der Region auf dem Weg der Veränderung mitzunehmen.
Themenfelder der Stadt
Die Stadt Freiburg betrachtet die nachhaltige Entwicklung als Art und Weise, die Stadt zu sehen. Sie wandelt Ressourcen und Stoffflüsse so um, dass sie daraus Energie und Attraktivität gewinnt, ganz nach dem Prinzip des urbanen Metabolismus. Den Rahmen für die Nachhaltigkeitsstrategie «Freiburg 2030» bilden die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs - Sustainable development goals) der Vereinten Nationen. Sie wurden in fünf Themenfelder und 17 Achsen zusammengefasst, welche die Gesamtheit der Herausforderungen von morgen, weit über das Jahr 2030 hinaus, bilden.
Die Strategie zur nachhaltigen Entwicklung «Freiburg 2030» zielt darauf ab, die Einbindung und Zusammenarbeit zwischen den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Akteurinnen und Akteuren, welche an der Förderung und Weitergabe einer nachhaltigen Stadt Freiburg an die künftigen Generationen beteiligt sind, zu stärken. Sie strebt eine Verbreitung innerhalb des Gemeindegebiets an, setzt auf die Vorbildfunktion der Verwaltung und will die Partnerschaften mit Unternehmen und Schulen ausbauen. Die entwickelten Beziehungen und Synergien mit allen Partnern – Institutionen und Verbänden – sind der Schlüssel zum Erfolg dieser Strategie.
Starke Prinzipien
Berücksichtigung der Belastungsgrenzen der Erde Gewährleisten von sozialen Mindeststandards Faire Abwägung der Interessen Transparente Kommunikation Anwendung der 5-R-Regel zur Abfallreduktion: refuse (ablehnen), reduce (reduzieren), reuse (wiederverwenden),recycle (wiederverwerten), rot (kompostieren) Kreislaufwirtschaft Fachübergreifende Betrachtung von Nachhaltigkeitsthemen Umfassende Kooperation
Engagement
Die Funktionsweise der Stadt Freiburg und die Partnerschaften, die sie mit Dritten eingeht, stehen im Einklang mit diesen Prinzipien. Ihre Umsetzung erfordert gemeinsame Anstrengungen in allen Bereichen und kann daher erhebliche Anpassungen erfordern.
Der Gemeinderat legt die folgenden Leitlinien als eigene Referenz fest und ermutigt seine Partner sich ebenfalls daran zu orientieren.
1. Die natürlichen Ressourcen schützen und bewahren
Die Stadt Freiburg:
- verpflichtet sich zur Aufwertung, Wahrung und Verbesserung der urbanen Qualität ihrer baulichen und landschaftlichen Strukturen und strebt eine hohe Baukultur und Biodiversität des öffentlichen und privaten Stadtgefüges an;
- bewahrt und verbessert Ökosystemdienstleistungen;
- gewährleistet eine angemessene Bewirtschaftung ihrer Böden und des Untergrunds und engagiert sich für die Bekämpfung von Luft- und Wasserverschmutzung, Lärm- und Lichtverschmutzung sowie jeder anderen vom Menschen verursachten Verschmutzung;
- bewahrt die Qualität von Wasser, Luft und Boden, um die natürlichen Lebensräume von Wasser- und Landlebewesen auf ihrem Gebiet zu schützen.
2. Sensibilisieren und nachhaltiges Verhalten fördern
Die Stadt Freiburg:
- unterstützt die lokale und/oder Lebensmittel und Landwirtschaft und Ernährung mit dem Ziel, den Anteil der Produktion und des Konsums von Gütern zu erhöhen, welche die natürlichen Grenzen und die sozialen Werte respektieren;
- begünstigt die Nutzung von fairen und lokalen Alternativen von Konsumgütern, unter anderem durch die Entwicklung einer verantwortungsvollen Beschaffungspolitik;
- fördert einen Konsum, der möglichst wenig Abfall produziert;
- wendet auf jedes Konsumgut die 5-R-Regel an.
3. Eine sichere, angenehme und langfristig tragfähige urbane Infrastruktur gewährleisten
Die Stadt Freiburg:
- gewährleistet den Zugang zu einem hochwertigen, begrünten, friedlichen, einladenden und sicheren öffentlichen Raum;
- erhöht die Energieeffizienz ihrer Infrastruktur und Gebäude und ermutigt gleichzeitig die Hauseigentümerinnen und -eigentümer in ihrem Gebiet dazu, ihrem Beispiel zu folgen;
- gewährleistet einen für alle zugänglichen Übergang von fossilen zu erneuerbaren Energien;
- ist bestrebt, die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen, indem sie unter anderem ihre Treibhausgase reduziert;
- zielt darauf ab, die Stadt an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen, insbesondere durch ihre Bauprojekte;
- verpflichtet sich, die Lebensdauer ihrer Einrichtungen zu maximieren, indem sie diese auf eine auf die Lebensdauer orientierte Weise baut und wartet, und fördert die Verwendung von Recyclingmaterial;
- erhöht die Lebensdauer von Materialien ergänzend zum Recycling und verpflichtet sich, eine zirkuläre Wirtschaft anzustreben;
- fördert eine umweltfreundliche Mobilität, die öffentlichen Verkehrsmitteln und sanfter Mobilität Vorrang einräumt;
- ist bestrebt, den öffentlichen Raum, der dem motorisierten Individualverkehr und dem Parken gewidmet ist, zugunsten einer besseren Lebens- und Raumqualität zu regulieren;
- zielt darauf ab, die Verkehrsbelastung durch den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren, indem die Verlagerung auf andere Verkehrsträger gefördert wird.
4. Ein sicheres, dynamisches und einladendes Lebensumfeld bieten
Die Stadt Freiburg:
- fördert Kultur und Sport als bereichernde und umweltfreundliche Aktivitäten, die als Tradition in der Stadt gepflegt werden und über die Gemeinde hinaus wirken können;
- garantiert einen sicheren Arbeitsplatz, der die Entfaltung jedes Einzelnen ermöglicht,Diskriminierung verhindert und die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben fördert;
- gewährleistet Lebensqualität sowie Wohlbefinden für die Nutzerinnen und Nutzer der Stadt, indem sie insbesondere den Zugang zu hochwertigen öffentlichen Dienstleistungen sicherstellt;
- fördert eine wirtschaftliche Entwicklung, die sich unter anderem nach ökologischen und sozialen Kriterien richtet;
- unterstützt Innovation und Nachhaltigkeit bei ihren wirtschaftlichen, akademischen und sozialen Akteurinnen und Akteuren;
- begünstigt einen starken gesellschaftlichen Zusammenhalt innerhalb und zwischen den verschiedenen Quartieren, indem sie Ungerechtigkeiten abbaut und die soziale Integration stärkt;
- bietet Leistungen zur persönliche Unterstützung an, um die gesellschaftliche und berufliche Eingliederung und die soziale Integration von Menschen zu fördern;
- entwickelt eine Politik der Prävention im Bereich der Gesundheit und der Verringerung sozialer Risiken;
- fördert Partnerschaften mit allen Akteurinnen und Akteuren auf dem Gebiet der Stadt Freiburg, indem sie zum Beispiel die Bevölkerung und private Akteure häufiger konsultiert;
- stellt den Zugang zu verlässlichen Informationen sicher und sensibilisiert ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ihre Partner für Nachhaltigkeitsthemen;
- verpflichtet sich gegenüber ihren Mitarbeitenden sowie den politischen und gesellschaftlichen Einrichtungen zur vollen Zusammenarbeit und Transparenz.