Question n° 359 (2021-2026) - Sprachliche Herausforderungen an den deutschsprachigen Schulen in der Stadt Freiburg

D. Cardoso de Matos-Berger (SP)

Question

In mehreren deutschsprachigen Elternräten, im Austausch mit dem Verein Schule & Elternhaus, sowie im direkten Gespräch mit Eltern von Schüler·inne·n der deutschsprachigen Abteilung wächst die Sorge über die Situation an den deutschsprachigen Schulen der Stadt Freiburg.

Die zentrale Sorge ist, dass die deutsche Sprache dort an Bedeutung verliert – sowohl im Unterricht als auch im sozialen Miteinander.

Immer mehr ausschliesslich französischsprachige Kinder besuchen die deutschsprachigen Schulen wo zunehmend Französisch gesprochen wird– teils auch im Unterricht. Deutschsprachige Kinder empfinden den Deutschunterricht oft als wenig anspruchsvoll.

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich die Einschulung französischsprachiger Kinder in die deutschsprachige Abteilung nicht grundsätzlich in Frage stelle. Die gelebte Zweisprachigkeit ist wichtig für unsere Stadt. Doch weil das Thema viele beschäftigt, halte ich es für nötig die Situation genauer zu prüfen um Herausforderungen und Konsequenzen für die Kinder klar zu erkennen.

Da in Freiburg ausserhalb der Schule überwiegend Französisch gesprochen wird, fehlt vielen die Gelegenheit Deutsch im Alltag zu üben, was Lernen und Integration erschwert. In diesem Zusammenhang stellen sich mehrere Fragen:

-           Wie schätzt der Gemeinderat die aktuelle sprachliche Situation an den deutschsprachigen Schulen der Stadt Freiburg ein?

-           Wird geprüft oder festgestellt, ob sich durch die zunehmende Anzahl französischsprachiger Kinder das Niveau des Deutschunterrichts verändert oder gar gesenkt hat?

-           Gibt es Anpassungen im Unterricht oder am Lehrplan, um auf sprachliche Herausforderungen Rücksicht zu nehmen?

-           Wird französischsprachigen Eltern, die ihr Kind in der deutschsprachigen Abteilung einschulen möchten, transparent kommuniziert, dass ihr Kind unter Umständen keinen Anspruch auf Deutsch als Zweitsprache (DaZ) hat?

-           Wird dabei auch darauf hingewiesen, dass ein Kind ohne ausreichende Deutschkenntnisse möglicherweise sein schulisches Potenzial nicht voll ausschöpfen kann – so wie dies beispielsweise an der Primarschule Courtepin sowohl am Elternabend für zukünftige 1H-Schüler·innen als auch in der Schulinformationsbroschüre klar und offen kommuniziert wird?

-           Gibt es Empfehlungen oder Unterstützung für Eltern, wie ihre Kinder ausserhalb der Schule zusätzliche Deutschkenntnisse erwerben können – etwa durch die Ausübung eines Hobbys in der Deutschschweiz, den Besuch eines deutschsprachigen Ferienlagers oder die Nutzung eines deutschsprachigen Vorschulangebots?

-           Nach welchen Kriterien wird der Anspruch auf DaZ-Unterricht geregelt?

-           Warum hat z. B. ein Kind, das zu Hause mit einem spanischsprachigen und einem französischsprachigen Elternteil lebt, aber ausschliesslich auf Französisch kommuniziert, Anspruch auf DaZ, während ein Kind mit ausschliesslich französischsprachigen Eltern keinen Anspruch hat?

-           Wie hoch ist in den einzelnen Schulkreisen der Stadt Freiburg (per Schule oder Schulklasse) jeweils der Anteil an: Kindern mit deutscher Familiensprache (mindestens ein deutschsprachiger Elternteil) Kindern mit französischer Familiensprache (ohne deutschsprachigen Elternteil) Kindern mit anderen Muttersprachen?

-           Wie schneiden die Schulen der Stadt Freiburg im Fach Deutsch beim Check P5 in der 7H im Vergleich zu den übrigen Schulen des Kantons Freiburg ab?

Réponse du Conseil communal

Vielen Dank auch für die Zustellung der Fragen. Ich werde versuchen, mich in den Antworten kurzzuhalten.

Genau wie die Fragestellerin möchte auch der Gemeinderat die Bedeutung der Zweisprachigkeit für die Stadt Freiburg unterstreichen. Er ist sich bewusst, dass dieser Trumpf aber auch Herausforderungen mit sich bringt. Im schulischen Bereich konnte in den letzten Jahren eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Kanton und mit den Schulen aufgebaut werden. Ein regelmässiger Austausch findet statt, um die Zweisprachigkeit in den Schulen der Stadt positiv weiterzuentwickeln. Es werden zahlreiche Projekte durchgeführt, die von Eltern, wie auch politisch immer wieder eingefordert werden. Unzählige immersive Projekte in der Partnersprache werden in den Schulen umgesetzt und vom Kanton und der Stadt unterstützt. Die freie Wahl der Schulsprache entspricht der politischen Überzeugung des Gemeinderats. Er ist sich jedoch bewusst, dass diese sowohl für die pädagogische Arbeit als auch für die Klassen- und Infrastrukturplanung eine Herausforderung ist.

Auf die zweite Frage kann der Gemeinderat nicht antworten, da sie pädagogischer Natur ist und somit in der Kompetenz des Kantons liegt. Ich kann ihnen jedoch versichern, dass jede Schule ihre Herausforderungen hat, die aus der Realität einer diversen Bevölkerung in unserer Stadt entstehen. Es ist eine Vielzahl von Sprachen präsent und es kommt nicht nur vor, dass in einer deutschsprachigen Schule in der Pause Französisch gesprochen wird, sondern auch andere Sprachen. Dies entspricht der Realität unserer Bevölkerung. Viele Eltern schätzen effektiv die Möglichkeit, ihre Kinder in der anderen Sprache zur Schule schicken zu können in der Stadt Freiburg. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass der Besuch der Schule in der anderen Sprache allein oft nicht ausreicht, um Kindern einen reibungslosen Erwerb der Partnersprache zu ermöglichen.

Seit zwei Jahren organisiert deshalb das städtische Amt, genau was in der Frage angesprochen wird, zusammen mit dem Kanton, bzw. mit dem deutschsprachigen Amt des Kantons, eine Informationsveranstaltung für die Eltern der zukünftigen Schüler der 1H, die sich speziell diesem Thema widmet. Die Eltern werden dort über die Regeln, über die Herausforderungen, sowie ihre Verantwortung informiert, die diese Entscheidung mit sich bringt. Es wird darauf hingewiesen, dass es in diesem Fall keine DaZ gibt, wie das gesagt wurde. Broschüren mit fachspezifischen Ratschlägen werden verteilt und die Regeln für den Wechsel der Schulsprache erläutert. Ziel der Veranstaltung ist es, den Eltern einen bewussten Entscheid im Interesse ihres Kindes zu ermöglichen. Die Stadt bietet in ihren ausserschulischen Aktivitäten Kurse in beiden Sprachen oder auch zweisprachige Kurse an, sie unterstützt zudem Freizeitlager und andere Aktivitäten in beiden Sprachen.

Am erwähnten Informationsabend wird auch auf den Nutzen solcher Aktivitäten in der Partnersprache hingewiesen, aber auch auf andere Möglichkeiten, wie die Eltern ihre Kinder in der Partnersprache unterstützen können.

Die Kriterien und Vorschriften für die DaZ-Kurse liegen in der Verantwortung des Kantons. DaZ-Kurse bieten mehrsprachigen Kindern gezielte Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache. Wenn zu Hause eine andere Sprache als Deutsch oder Französisch gesprochen wird, kann das Kind DaZ-Kurse zugeteilt bekommen. Eine Unterstützung wird nur Schüler·inne·n gesprochen, die weder Deutsch noch Französisch sprechen, da in der Stadt die Wahl der Schulsprache besteht.

Zur Frage der Statistiken, weise ich darauf hin, dass wir erst vor Kurzem angefangen haben, zum Zeitpunkt der Schuleinschreibung, ausführlichere Daten bezüglich der in der Familie gesprochenen Sprachen abzufragen. Wir verfügen deshalb heute über keine oder jedenfalls über keine langfristigen Statistiken zur Sprache, die zu Hause gesprochen wird.

Die Realität der Sprachenvielfalt in unserer Stadt ist zudem nicht einfach wiederzugeben. Versteht ein Kind eine Sprache oder spricht es sie auch? Sprechen die Eltern mit den Kindern ihre Muttersprache oder zum Beispiel eben eher Französisch oder Deutsch? All diese Fragen können in solchen Statistiken nicht abgebildet werden. Ich weise darauf hin, dass sie die Prozentangaben der meistgesprochenen Sprachen in der Stadt dem Integrationsprogramm entnehmen können.

Informationen bezüglich Abschneiden im Fach "Deutsch" werden nicht an die Stadt weitergeleitet. Sie sind Bestandteil des pädagogischen Auftrags und somit in der alleinigen Kompetenz des Kantons.

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